Die Rote Hilfe e.V. Mainz zum 1.Mai 2023 am Liebfrauenplatz
Teilnehmende
und Leser:innen der Allgemeine Zeitung[1] erfuhren über die diesjährige 1. Mai
Kundgebung, dass eine Gruppe eine Rednerin der Polizei von der
GdP mit
Sprechchören aus dem Konzept brachte, bis „zwei
Streifenwagen vorfuhren, verflüchtigte sich ein Großteil der
Gruppe
allerdings“, so die AZ am 2. Mai.
Auch wer
nicht vor Ort war, muss sich fragen, wer hat die Polizei
gerufen, die mit Blaulicht und Sirene vorfuhr! Die
Organisator:innen, also der
DGB?
Zwar kam
es zu keinen direkten Polizeieinsatz am Liebfrauenplatz,
doch alleine das die Polizei nach Rufen wie „Wo, wo wart ihr in
Hanau?“
als Kommentar zur Rede der Polizei-“Gewerkschafterin“ herbei
geordert wurde,
zeigt wie unüberlegt die Aktion war, falls der Anruf von
DGB-Funktionär:innen
kam. Hat man keine eigenen Order:innen mehr?
Vor dem
Hintergrund andauernd bekanntwerdender extrem rechter
Polizei-Chats und Verbindungen zu
Neonazis von Polizeikräften, war der Ausruf „Wo, wo wart ihr in
Hanau?“, wo
am 19. Februar 2020[2]
neun Menschen sterben mussten, weil die Polizei eben nicht alles
unternahm um
das Morden zu beenden, gerechtfertigt.
Wenn
es seitens des veranstaltenden DGB noch Kritik haben mag, an
weitergehenden
Äußerungen und Sprechchören, so sollte diese solidarische Kritik
möglichst
intern auf dem Nachbereitungstreffen des Internationalistischen
1. Mai Bündnis Mainz in aller Offenheit vorgebracht werden.
Der DGB
muss sich auch fragen lassen, wieso am traditionellen
Arbeiter:innenkampftag gerade eine Polizistin die große Bühne
erhält und von
dieser herab sogar noch das hohe Lied auf die Polizei anstimmen
durfte. Genau
in dieser Zeit, wo nicht nur die Kontakte zu Neonazis,
Racialprofiling aber auch drohender Gefahren für die
Gewerkschaftsbewegung stets akut sind (Notstandsgesetze).
Die
Gewerkschaftsbewegung hat in ihrer Geschichte nie gute
Erfahrungen mit Polizeikräften gemacht: Nicht unter den
Sozialistengesetzen,
der Novemberrevolution, dem Blutmai am 1. Mai 1929, als
Polizisten dutzende
Arbeiter:innen erschossen, schon gar nicht im Faschismus! Und
nach 1945 ist die
Tradition nicht grundsätzlich geändert
worden, wie gesetzliche Regelungen zeigen. Neue
Versammlungsgesetze sind
nicht nur für Fußballfans ein Gräuel, sondern auch eine Gefahr
für Streikende
und die Gewerkschaftsbewegung, weil die Polizei weitreichende
Befugnisse erhält
und die Gewerkschaften massiv geschwächt werden.
Die Rote Hilfe Ortsgruppe Mainz kritisiert nicht nur den Polizeieinsatz am 1.Mai in Mainz und fordert die Verantwortlichen vom DGB zukünftig auf Redner:innen der Polizei zu verzichten. Die Rote Hilfe unterstützt alle Gewerkschafter:innen die für die Trennung von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) im DGB eintreten.
[1]https://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/stadt-mainz/mehrere-kundgebungen-am-1-mai-in-der-mainzer-innenstadt-2511093
[2] https://19feb-hanau.org/material/